Vorzeitiger Samenerguss (Ejaculatio praecox)

Viele Männer kennen das Problem des „zu früh Kommens“, wobei bei der Untersuchung immer erst geklärt werden sollte, was genau „zu früh“ eigentlich bedeutet.

Männliches Leistungsdenken in Verbindung mit Überforderung ist häufig Ursache dieses Phänomens, aber auch sexuelle Konflikte in der Partnerschaft können den vorzeitigen Samenerguss begründen. Man könnte also sagen, dass es sogar gute Gründe gibt, „schnell fertig“ zu werden.

Auf der anderen Seite ist dieses Phänomen v.a. bei ganz jungen Männern am Beginn ihrer sexuellen Entwicklung auch ganz normal, da der sexuell und körperlich heranreifende Mann erst die Kontrolle über den sog. Ejakulationsreflex lernen muss. Aber nicht nur das. In der Praxis erleben wir immer wieder Männer, die auch noch lernen müssen, ihre Erregung insgesamt regulieren zu können, weil eine unkontrollierte Übererregung eben auch zu sehr schnellen Ejakulationen führen kann, die auch oft nicht als Orgasmus erlebt werden.

Ähnlich wie bei anderen sexuellen Störungen beobachtet man auch hier einen Mangel an Wissen über körperlich-emotionales und sexuelles Erleben sowie unangemessene Reaktionen von Männern und Frauen darauf, die das Problem aber immer weiter verschlechtern.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es auch hier die Unterscheidung gibt zwischen relativer Störung und absoluter Störung.

Relativ meint situationsbezogen z.B. bei Penetration oder einer ganz bestimmten Fantasie. Absolut meint dagegen, dass der Samenerguss bei jeder sexuellen Erregungssituation sehr schnell erfolgt.

Diese Unterscheidungen helfen, das Problem einzugrenzen und zu definieren.

Bei anhaltendem Problem verselbständigt es sich häufig und viele Männer entwickeln einen Teufelskreis aus sexuellem Vermeidungsverhalten oder einen starken Verlust an Selbstwert, statt den eigenen Körper, die eigene Sexualität kennen zu lernen und z.B. die individuelle Refraktärzeit (Nichterregbarkeit des Mannes nach einem Orgasmus) nutzen zu lernen. Schließlich ist der vorzeitige Samenerguss nie der letzte im Leben eines Mannes.

Es ist wichtig, dass „Mann“ lernt, darüber zu sprechen und die Zusammenhänge zu verstehen in der sexualtherapeutischen Sprechstunde und ein neues sexuelles Verhalten zu lernen. Denn durch Lernen und Einsicht ist sexuelles Verhalten veränderbar und entwicklungsfähig.

Auch die Partner sollten mit einbezogen werden, weil ihre enttäuschte Reaktion oft unbewusst zur Fortsetzung des vorzeitigen Samenergusses beiträgt.

In der Systemischen Sexualtherapie werden die Voraussetzungen geschaffen, um ein anderes sexuelles befriedigendes Verhalten zu entwickeln zu können.

Es geht aber häufig auch darum, andere grundsätzliche Einstellungen zur Sexualität zu entwickeln z.B. im Zusammenhang mit Leistungsvorstellungen und Performancedruck oder Pornokonsum.

Der zu frühe Samenerguss gilt als behandlungsbedürftig und als gut behandelbar.


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