Familientherapie ist ein Teilbereich der systemischen Psychotherapie. Familientherapie ist Beziehungstherapie.
Dennoch wollen wir den Begriff differenzieren:
Wir beginnen in Familien mit minderjährigen Kindern immer erst mit den Eltern, weil die Erwachsenen verantwortlich sind für die Familie und die Beziehungsgestaltung und eine Klärung erfolgen muss, um was es genau geht. Wir nennen das: Systemanalyse.
Hier zeigt sich dann schnell, ob und wann Kinder überhaupt dazu kommen werden und ob es sich in Wirklichkeit um ein Elterncoaching, eine Erziehungsberatung oder auch Paartherapie handelt, in die Kinder nicht einbezogen werden dürfen. Nicht allen unseren Klienten sind diese Zusammenhänge aber klar im anstrengenden Alltag, in dem oft Grenzen verschwimmen. Der professionelle systemische Blick darauf hilft aber sehr. Zu unserer Grundhaltung gehört aber auch, dass Kinder zu schützen sind vor Konflikten, die uns Erwachsenen oft schon sehr zu schaffen machen und die wir nicht immer in Gänze verstehen oder lösen können.
Manchmal wird z.B. in Beratungsstellen eine Familientherapie empfohlen, bei der es sich dann entweder um ein Elterncoaching handelt oder sogar um eine Kinder- und Jugendtherapie, was leider sehr häufig im Zusammenhang mit einer unkooperativen Trennung der Fall ist.
Zu unterscheiden sind hier auch angeordnete Umgangsbegleitung für ein Elternteil oder Spieltherapien für Kinder mit einem Elternteil.
Kinder- und Jugendtherapien sollten insofern auch kritisch gesehen werden, als Kinder auch als „Symptomträger“ des dysfunktionalen Familiensystems betrachtet werden können. Sie entwickeln dann Störungen, die auf den chronischen Stress mit und innerhalb der Familie zurückgeführt werden können. In diesem Fall müssen Eltern beginnen, sich professionell und kritisch mit ihrer Dynamik auseinander zu setzen.
Verwechslungen der Begriffe sollten also ausgeschlossen werden.
Reine Kinder- und Jugendtherapien führen wir derzeit aber nicht durch.
Familientherapie in unserer Praxis bietet sich an, wenn alle Familienmitglieder in der Lage sind, das Familienleben mitzugestalten.
Das ist oft der Fall, wenn Kinder etwa das 12. Lebensjahr erreicht haben oder mit jungen Erwachsenen und natürlich, wenn in der Familie alle erwachsen geworden sind.
Familientherapien sind auch dann sinnvoll, wenn sich größere Veränderungen in der Familie ergeben und das Familienleben dann auch angepasst werden muss an neue Realitäten.
Viele Familien wachsen leider nicht mit den Entwicklungen der Familienmitglieder mit, was früher oder später immer wieder zu erheblichen Spannungen führen kann.
Es ist z.B. wichtig, dass Eltern ein Verständnis entwickeln für die sehr unterschiedlichen Entwicklungsphasen von Kindern und Jugendlichen und nicht ihre Vorstellung des „perfekten“ Kindes auf das Kind projizieren.
Wir beobachten auch häufig fehlenden Respekt voreinander, Kommunikationsdefizite, Entfremdung oder Loyalitätskonflikte. Idealisierte oder traditionelle Vorstellungen von Familie werden den komplexen Herausforderungen heutiger Familien aber einfach nicht gerecht.
Gleichheit ist nicht unbedingt gleich zu setzen mit Gerechtigkeit.
Benachteiligungsgefühle führen aber sehr oft zu Konflikten.
In vielen Familien fehlt es auch an Bewusstsein für die Familienhistorie oder der Erziehungsstil der Bedürfnisorientierung führt im Laufe der Zeit zu Verwerfungen im Familiensystem.
Familiensysteme haben auch immer mit Fragen von Verantwortung, Erwachsenwerden, Strukturen, Brüchen, Kommunikation, Vergangenheit und Zukunft, Verbindung und auch mit Ablöse zu tun.
Unter Ablöse wird verstanden, dass der Heranwachsende sich in seiner natürlichen Entwicklung zu einer eigenständigen Persönlichkeit entwickelt. Aber auch, dass sich Eltern von ihm oder ihr lösen.
Ablöse wird immer wieder fälschlicherweise als Abbruch verstanden, was einen Teil der leider häufig vorkommenden Kontaktabbrüche in Familien mit jüngeren Erwachsenen erklärt.
Bei Trennungsfamilien hat sich auch wissenschaftlich gezeigt, dass sog. „Scheidungskinder“ vermieden werden können, wenn dem getrennten Paar eine kooperative Elternschaft gelingt. An dieser muss oft erst gearbeitet werden. Die Trennung selbst können Kinder gut verarbeiten, wenn man ihnen Zeit gibt, nicht aber Loyalitätskonflikte, die von den Eltern ausgelöst werden.
Zu den modernen Familienwerten gehören heute:
Respekt
Resilienz
Diversität
Integration
Kommunikation
Diese Werte vertreten wir und zeigen unseren Klienten eine Haltung und neue Wege in der familiären Entwicklung dazu.
Immer mehr Familien stellen offenbar fest, dass das Familienleben nicht so romantisch ist wie erhofft, die Belastungen sind oft enorm, in vielen Familien regiert der Stress. Doch dieser oft auch chronische Stress kann krank machen. Viele Familien ermöglichen keine Entspannung, weder für den Einzelnen noch das ganze Familiensystem.
Dysfunktionale Familienstrukturen oder Familiendynamiken können zu verschiedenen Störungsbildern bei einzelnen Familienmitgliedern führen, die Ausdruck von chronischem Stress sind.
Es können dann Symptome auftreten, die auch zu Ängsten, Depressionen, Stresserkrankungen oder verschiedenen körperlichen Krankheitsbildern führen können.
Familientherapie greift auch hier mit professioneller Haltung in das Beziehungsleben einer Familie ein, um den Stress für eine ganze Familie oder einzelne Familienmitglieder zu reduzieren.
Neuere wissenschaftliche Untersuchungen der Psychoneuroimmunologie zeigen, dass chronischer Beziehungsstress auch die Entstehung von Autoimmunerkrankungen fördern kann, aber auch, dass z.B. Depressionen, Essstörungen, Bipolare Störungen oder Angsterkrankungen deutliche Besserungen zeigen können, wenn therapeutisch mit Beziehungssystemen und den Erfahrungen damit gearbeitet wird. Immer klarer wird das Bewusstsein für kindlichen Stress und seine Folgen.
Als Familientherapeuten verstehen wir unsere Rolle auch als „Anwalt des Kindes“. Die Basis unserer Arbeit sind wissenschaftliche Erkenntnisse zur Bindungsforschung und Orientierung am Kindeswohl heißt daher: Die sichere Bindung des Kindes gewährleisten. Die sichere Bindung wird v.a. immer wieder von den Eltern selbst gefährdet, wenn sich das Kind verlassen fühlt z.B. im Rahmen von Trennungen oder ein Elternteil ständig schlecht über das andere Elternteil spricht, was zu erheblichen Loyalitätskonflikten führen kann und in der Folge zu Kontaktabbrüchen.
Aus diesem Grund ist für uns im Rahmen von Trennungen in erster Linie das sog. Wechselmodell maßgeblich, bei dem versucht wird, dem Kind so wenig wie möglich Loyalitätskonflikte und Gefühle des verlassen Werdens zuzumuten und mit indem Eltern unterstützt werden in ihrer Kooperationsfähigkeit trotz Trennung.
Wir streben hier eine kooperative Elternschaft an.
Für die familienrechtliche Beratung sollten Sie Fachanwälte konsultieren.
Im Elterncoaching arbeiten wir nach dem international bekannten und wissenschaftlichen Konzept der Neuen Autorität nach Haim Omer („Stärke statt Macht“, „Wachsame Sorge“), bei dem Eltern lernen, wieder eine Haltung einzunehmen, Bündnisse zu schließen und ohne Gewalt ihre natürliche elterliche und erwachsene Autorität leben zu können.
Die Arbeit mit diesem Konzept zeigt, dass viele Eltern Schwierigkeiten bekommen, wenn sie dauerhaft versuchen, die besten Freunde ihrer Kinder zu sein. Kinder brauchen erwachsene Erwachsene.
Das Konzept der Bedürfnisorientierung wird leider von vielen Eltern weit über das Säuglingsalter hinaus umgesetzt, was aber nicht den Entwicklungsphasen des Kindes entspricht.
Die Praxis ist offen für alle Formen von Familie, denn Familie ist da, wo sich Menschen umeinander kümmern, unabhängig von ihrem Verwandtschaftsgrad.
Unter Praxisinformationen finden Sie weitere Informationen zu den Kosten unserer Praxis für Familientherapie, zur systemischen Ernährungsberatung, Jobcoaching und Paarberatung in München. Erfahren Sie mehr zu unserer Medientätigkeit oder informieren Sie sich weiter unter häufige Fragen und Antworten.