Patchworkfamilien

Die Patchworkfamilie hat in der Gesellschaft einen schweren Stand, sie wird für unnatürlich gehalten, zum Scheitern verurteilt, Stiefeltern und Stiefkinder passten nun mal nicht gut zueinander.

Die Patchworkfamilie passt nicht in das idealisierte Bild der „perfekten“ traditionellen Familie. Die Präsentation der eigenen Patchworkfamilie in Social Media Kanälen hilft im Einzelfall auch nicht weiter.

Viele Patchworkfamilien scheitern auch aus Überforderung oder Mangel an Unterstützung.

Doch in Wahrheit gibt es diese Familienform schon immer und könnte auch als Sippschaft bezeichnet werden. Wenn Krisen klassische Familien scheitern lassen oder existenziell bedrohen in Notzeiten, gab es schon immer Formen neuer Familienbildung über Zusammenschlüsse, Wahlelternschaften und neuen Paarbeziehungen.

Aber auch Kinder aus Außenbeziehungen begründen eine Patchworksituation. Auch eine Adoptionsfamilie ist eine Patchworkkonstellation, eine Pflegefamilie hingegen nur auf unbestimmte Zeit.

Und die Zahl von Patchworkfamilien nimmt zu angesichts der hohen Scheidungsraten, ebenso wie die Ein-Eltern-Familien.

Auch sog. Regenbogenfamilien oder Mehr-Eltern-Familien stellen Patchworkfamilien dar.

Die Patchworksituation ist geprägt von vielen Personen und Rollen, Grenzen, unterschiedlichen Erfahrungen und Bedürfnissen, von Unsicherheiten und Benachteiligungsgefühlen und einem sehr hohen Abstimmungs- und Kommunikationsbedarf, also mehr geprägt von Herausforderung als von Harmonie.

Komplexes Familiensystem als Herausforderung

Zur Realität gehört, dass es sich in der Regel um komplexe soziale Beziehungen handelt, die von den meisten Betroffenen völlig unterschätzt werden.

Es geht ja nicht nur um das neue Paar, das die Patchworksituation begründet, sondern auch um Kinder, verschiedene Familiendynamiken, Erziehungsstile und Erfahrungen, um mehrere Elternpersonen und Großeltern und v.a. aber um die Loyalitäten innerhalb dieser Systeme, die zu Loyalitätskonflikten führen können und es sehr schwer machen können für alle Beteiligten. Sie sind es auch, die zum Bruch führen.

Leider sind viele Betroffene auch mit offenen Streitigkeiten vor dem Familiengericht konfrontiert.

Aus Erfahrung wissen wir, dass sich Frauen oft anders verhalten in Patchworksystemen als Männer und dass Männer die Komplexität oft unterschätzen.

Die tägliche Beratungspraxis zeigt, dass Kinder die wenigsten Probleme mit dem Patchworksystem haben, solange sie nicht von Erwachsenen in Loyalitätskonflikte gebracht werden.

Die Benachteiligungsgefühle und Täter-Opfer-Dynamiken aus ehemaligen Partnerschaften, die Erwachsene in diesem System entwickeln können und zeigen, stellen das zentrale Problem dar, das zu Loyalitätskonflikten führt. Diese sollten aber im Zusammenhang mit Trennungen bei Kindern unbedingt vermieden oder gelöst werden.

Benachteiligungsgefühle als Treiber der Probleme Patchworkfamilien

Benachteiligungsgefühle basieren oft z.B. auf wirtschaftlichen Überlegungen oder entstehen aus emotionalen Gründen, z.B. dass der neue Partner auch ein neues Elternteil für die Kinder sei oder im Glauben, dass eine „Familie zerstört“ worden sei. Sie entstehen sehr häufig dadurch, dass neue Familien gegründet werden mit weiteren Schwangerschaften.

In einer Patchworkfamilie zu leben, bedeutet für viele Betroffene aber auch viel Verzicht einerseits und Disziplin andererseits, um unterschiedlichen Bedürfnissen überhaupt erst gerecht werden zu können und den auch komplexen Alltag zu bewältigen.

Unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung stellen eine der großen Herausforderungen dar.

In der Systemischen Familientherapie werden nicht klassische Familienformen auch als komplexe Familiensysteme bezeichnet und es gibt viele Möglichkeiten über die Systemanalyse, Aufstellungsarbeit und verschiedene Settings mit Familienmitgliedern/Beteiligten Rollenverständnisse, Rollenerwartungen und Rollenklärungen zu erarbeiten, um die Auswirkungen auf die Beziehungen zu klären und einfacher zu machen.

Systemische Familientherapie mit Patchworkfamilien sucht nach einem konstruktiven Umgang in einer kooperativen Elternschaft

Wir erarbeiten individuelle Möglichkeiten der Kooperation der Erwachsenen und verlieren dabei nicht den Schutz der Kinder aus den Augen.

Komplexität lässt sich in vielen Fällen reduzieren, aber eben nicht immer und dann gilt es, eine Resilienz zu entwickeln.

Tatsächlich muss auch die eine oder andere Art der Trennung noch einmal aufgearbeitet werden, bevor man sich in eine neue Zukunft aufmachen kann. Nicht verarbeitete Trennungen belasten Patchworkfamilien ganz besonders und werden zu Lasten der Kinder oft vor dem Familiengericht ausgetragen.

Unsere professionelle Haltung ist dabei allparteilich.

Zu den komplexen Familiensystemen kann man auch soziale Elternschaften im Rahmen von Pflegschaften , Adoptionen oder den sog. Regenbogenfamilien zählen.

Wir arbeiten hier nach dem Grundsatz:

Familie ist da, wo Menschen bereit sind, füreinander zu sorgen, unabhängig von ihrer Abstammung.

Die jahrelange Erfahrung zeigt, dass mit einer allparteilichen Haltung mit allen Betroffenen am komplexen Familiensystem auch erfolgreich gearbeitet werden kann, wenn sich die Betroffenen auch konstruktiv und kooperativ verhalten.

Viele Patchworkfamilien zeigen uns bereits, wie konstruktiv kooperatives Verhalten für alle Beteiligten langfristig sein kann.


Unter Praxisinformationen finden Sie weitere Informationen zu den Kosten unserer Praxis für Familientherapie, zur systemischen Ernährungsberatung, Jobcoaching und Paarberatung in München. Erfahren Sie mehr zu unserer Medientätigkeit oder informieren Sie sich weiter unter häufige Fragen und Antworten.

Kontakt