In den letzten Jahren hat die Zahl der von Online-Sexsucht Betroffenen sehr stark zugenommen. Der Einsatz von VR Brillen und KI-gestützter Sex im Internet werden das Problem voraussichtlich noch verschärfen, v.a. bei Männern.
Dabei handelt es sich um verschiedene Formen wie z.B. Internetpornosucht, Masturbationssucht, Sucht nach erotischen Chats auf verschiedenen Dating Portalen im Internet oder auch sog. Cyber-Sex, also verschiedene Formen von virtuellem Sex vor der Live-Kamera mit Suchtcharakter.
Neuere Formen sind auch Social-Media-Kanäle, in denen Chatgruppen gebildet werden mit regem Austausch auch von Bildmaterial.
Betroffen scheinen fast ausschließlich Männer aller Altersgruppen.
Von Sucht kann man sprechen, wenn dieses sexuelle Verhalten keiner Kontrolle mehr unterliegt, es z.B. zu stundenlangem Internetpornokonsum oder Chatten kommt. Viele Betroffene beklagen bei Befragung soziale und sexuelle Isolation, den Verlust sexuellen Erlebens oder sexueller Befriedigung, den Verlust anderer Gefühle und Interessen, Konflikte in der Partnerschaft oder auch ein Absinken der Arbeitsleistung.
Allerdings merken Betroffene den Ernst der Lage leider erst, wenn Partner z.B. mit Trennung drohen und auf eine Therapie bestehen.
Das Paradoxe daran ist, dass Männer das problematische Sexualverhalten oft versuchen zu ändern mit Verstärkung dieses Verhaltens, also mehr vom falschen.
Gelegentlich entwickelt dieses internetbasierte Sexualverhalten auch Formen der Gewalt oder fehlender Einvernehmlichkeit und Grenzüberschreitung und Konflikte mit dem Sexualstrafrecht, insbesondere im Bereich Kinderpornografie oder deep faking mit Nacktbildern.
Betroffene berichten immer wieder von unfreiwillig herunter geladenen Dateien mit kinderpornografischen Inhalten, aber auch davon, dass die internetbasierte Sexualität häufig interessanter sei als Sex in der Partnerschaft oder natürlich, dass die Reize nicht mehr ausreichen. („Sensation Seeking“)
Häufig findet sich bei der Untersuchung Perspektivlosigkeit und Vereinsamung (auch in Partnerschaften) bis hin zur chronischen Langeweile, soziale Ängste, aber auch Überforderung und Erschöpfungsdepression/Burnout und tatsächlich auch ein Mangel an realen sexuellen Gelegenheiten.
Viele Betroffene berichten von einer „angenehmen Flucht aus dem Alltag“, die außer Kontrolle geraten sei und leiden aber nicht stark unter der Situation, weil es längst zur Gewohnheit geworden ist.
Paradoxerweise haben die Betroffenen die Situation scheinbar unter Kontrolle, weil sich fast alle Formen dieser Sexsucht in der Regel in der Privatsphäre des Einzelnen vollziehen und es dadurch keine soziale Rückmeldung gibt.
Zu unterscheiden ist Online-Sexsucht von der Promiskuität (also häufig wechselnde Geschlechtspartner), wobei auch Promiskuität suchthaften Charakter annehmen kann.
Viele Formen der Online-Sexsucht finden ohne reale Treffen mit Sexualpartnern statt, sondern bleiben rein virtuell als Chat oder als Videocall oder auch nur mit KI-Chatbots als Kommunikationspartner.
Die Entwicklung und weitere Nutzung von AI wird diese Formen in Zukunft sicher bedeutender werden lassen.
Alle Formen der Sexsucht sollten unbedingt behandelt werden, weil der Verlust von sehr viel Lebensqualität droht. Da die Betroffenen oft nur an kurzfristigen, impulsgesteuerten „Kicks“ interessiert sind, sind vielen, v.a. sehr jungen Usern oder auch Eltern die Gefahren nicht bewusst.
Die Erfahrung zeigt, dass Sexsucht sehr gut behandelbar ist, wenn sie aus dem Schutz der Privatsphäre kommt und auch eine Konfrontation mit eigenem Verhalten und Bedürfnissen stattfindet.
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