Sexualtherapie

Systemische Sexualtherapie eignet sich bei allen Störungen der sexuellen Funktion, des sexuellen Erlebens, der sexuellen Entwicklung und Reifung oder der sexuellen Kommunikation.

Sexuelle Störungen des Erlebens oder der körperlichen Reaktionen sind weit verbreitet und stellen ein gesellschaftliches Tabu dar, in einer Gesellschaft, die sich über Leistung definiert und permanent selbstoptimiert und doch unbefriedigt bleibt. („Oversext and underfuckt“).

Häufige Gründe für eine Sexualtherapie sind Versagensängste und Leistungsvorstellungen, die wiederum zu sexuellen Problemen führen. Auch Unwissenheit über sexuelle Vorgänge und Regelkreise im Menschen führen v.a. junge Männer in die Sexualtherapie.

Dabei wird häufig unterschätzt, wie komplex die sexuellen Vorgänge im Menschen sein können. Viele Männer unter 30 haben mehr pornografische Masturbationserfahrungen als reale Erfahrungen mit Sexpartnern, was natürlich meist negative Folgen für den partnerschaftlichen Sex hat. Der hohe Pornokonsum bei Männern in allen Altersgruppen hat vielfach derart schädliche Folgen, dass eine Sexualtherapie unumgänglich wird. (siehe auch „Your brain on porn“)

Sexualität ist für sehr viele Menschen eben nicht (mehr) die einfachste Sache der Welt, weil sie als sexuelles Verhalten tatsächlich erlernt werden muss. Neuronale Netze im Gehirn und ihre Entstehung spielen hier eine zentrale Rolle.

Angeboren ist in unserer Sexualität ein gewisser Sexualtrieb als sexuelles Bedürfnis, körperliche Reaktionen von Lust und die sexuelle Orientierung bezüglich der Sexualpartner. Aber wichtig zu wissen ist eben auch: Sexualität ist etwas völlig Individuelles.

Auch Suchtverhalten kommt im Zusammenhang mit Sexualität häufig vor, konventionelle Vorstellungen im Umgang mit Sucht helfen hier aber meist nicht weiter.

Störungen der sexuellen Gesundheit haben oft damit zu tun, wie Sexualität grundsätzlich erlernt wurde.

Da Sexualität Verhalten ist, kann dieses durch Einsicht (z.B. in Verantwortung) und durch neues oder anderes Lernen auch verändert werden. Voraussetzung ist die Einsicht in das eigene gestörte sexuelle Verhalten, denn leider stellen häufig erst die Partner die Störung fest.

Eine grundsätzliche Störung könnte auch vorliegen, wenn bei Paaren die sexuelle Passung nicht oder nur wenig gegeben ist.

Das Internet und die Möglichkeit der vielfältigen sexuellen Begegnungen dort stellen heute eine ganz neue Quelle für erhebliche sexuelle Probleme dar. Auch sexuelle Überforderung wird heute als Störung erlebt.

Sexuelles Verhalten und Erleben ist veränderbar durch Lernen

Systemische Sexualtherapie nach Ulrich Clement und David Schnarch folgt einem bio-psycho-sozial-sexualdynamischem Modell und schließt damit in der Betrachtung neben dem Körper auch das emotionale Erleben, die Erfahrungen, die Kommunikation und das Beziehungsleben, Fantasien, Bedürfnisse und Vorlieben mit ein, aber eben auch die Selbstverantwortung bei sexuellen Handlungen.

Es geht also nicht darum, dass „es klappt“ oder „funktioniert“, sondern wie die Aspekte miteinander zusammen hängen.

Sie berücksichtigt dabei moderne Erkenntnisse der Sexualforschung und der Hirnforschung und arbeitet fächerübergreifend und möglichst nicht pathologisierend.

Themen der Sexualtherapie/Sexualberatung sind z.B.:

Systemische Sexualtherapie beschäftigt sich nicht nur mit sexuellen Funktionen, sondern insbesondere mit dem sexuellen Erleben im Kontext der sexuellen und emotionalen Beziehungen und des unterschiedlichen Begehrens der Partner.

Lösungsorientierung

Lösungsorientierte Sexualtherapie arbeitet an Veränderungen zu dysfunktionalen sexuellen Einstellungen, Verhalten und Beziehungen.

Sexuelle Störungen treten tatsächlich recht häufig auf und jeder und jede kann jederzeit oder in bestimmten Lebensphasen davon betroffen sein, denn schon kleinste Störungen können erhebliche Auswirkungen haben auf die Erwartungen hinsichtlich der eigenen Sexualität.

Sex ist sehr störungsanfällig. Die sexuellen Störungen beginnen aber meist mit dem eigenen Mindset.

Sexualität mit relevantem Krankheitswert

Sexuelle Störungen können einen relevanten Krankheitswert haben oder auf andere Gesundheitsprobleme hinweisen und beinträchtigen die Lebensqualität und Partnerschaften der Betroffenen in der Regel erheblich und sollten mit einer (Paar- und) Sexualtherapie behandelt werden, weil sie eine Neigung zur Verselbständigung und Chronifizierung haben.

Sie haben die Möglichkeit, im Rahmen der Sexualtherapie offen über Ihre sexuellen Erfahrungen und Ihr sexuelles Erleben zu sprechen.

Tabus gibt es keine in der Sexualtherapie, denn es ist oft notwendig, überhaupt über Sex zu sprechen und sich Klarheit zu verschaffen. Alle Details kommen zur Sprache.

In der Sexualtherapie erlernen Sie auch, sexuell zu kommunizieren und Ihre Bedürfnisse angemessen gegenüber Ihrem Partner/Ihrer Partnerin auszudrücken.

Dabei wird auch die sexuelle Passung zwischen den Partnern erarbeitet, denn die fehlende sexuelle Passung führt bei sehr vielen Paaren zu ernsten Schwierigkeiten. Oft werden Partnerschaften sogar in Frage gestellt deswegen.

Praktische Übungen finden in den Sitzungen nicht statt.

Traumatisierungen im Zusammenhang mit Sexualität sollten von qualifizierten Traumatherapeuten behandelt werden.


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