Verlassene Eltern

Neuere Untersuchungen im deutschen Familienpanel zeigen, dass sich viele Menschen von ihren Eltern entfremden:

Jeder fünfte Befragte von seinem Vater, etwa jeder zehnte von seiner Mutter.

Söhne entfremden sich demnach nicht häufiger als Töchter von ihren Eltern.

Unter Entfremdung versteht man, dass Betroffene weniger als einmal im Monat Kontakt zu den Eltern haben und keine Nähe verspüren.

Die von den Eltern investierte Liebe und auch die in den meisten Familien gelebte Zuständigkeit der Frauen für den emotionalen Zusammenhalt sind keine Garantie.

Der moderne Lebensstil, verletzendes Verhalten, Loyalitätskonflikte in ehelichen Trennungssituationen, große räumliche Distanzen und auch Generationenkonflikte können die Entfremdung fördern.

Die Entfremdung kann zum Abbruch der Beziehung durch die erwachsenen Kinder führen, wodurch sich die Eltern verlassen fühlen.

Voraus gegangen sind manchmal traumatische Erlebnisse in der Familie, die zum Beziehungsabbruch führen können, wenn sie nicht bewältigt wurden. Gewalt in Familien führt erstaunlicherweise nicht zwangsläufig zum Abbruch.

Die Entfremdung, die zum Abbruch führt, ist meist ein langer Prozess, in dem v.a. die Bindung fehlte zwischen Eltern und Kind. Diese Eltern haben ihre Bindungsstörung zu ihren Eltern oft unbewusst weitergegeben.

Kinder, die sich verlassen fühlten, neigen stärker zum Verlassen ihrer Eltern als Kinder, die geschlagen wurden. Sie konnten einfach keine Bindung entwickeln, sie fühlen oft nichts außer einem schlechten Gewissen, dass sie ihre Eltern doch lieben müssten, es aber nicht fühlen können.

Auch das Gegenteil kommt vor:

Kinder, die sich vor dem (oft auch emotionalen) Zugriff der Eltern schützen müssen. Sie fliehen vor den Eltern, weil eine andere Ablöse ins erwachsene Leben nicht möglich scheint.

Für erwachsen werdende Kinder ist es wichtig, dass sie einerseits eine Anlaufstelle haben, andererseits ihr eigenes Leben aufbauen und entwickeln müssen, das sich vom Leben der Eltern zumeist doch sehr unterscheidet.

Der Beziehungsabbruch ist mal nur temporär auch über längere Zeit, manchmal auch komplett und sehr häufig ohne Ankündigung.

Etwa die Hälfte der Betroffenen nimmt von sich aus irgendwann wieder Kontakt auf, ungelöste Konflikte können aber schnell wieder zu Tage treten, was erneut zum Abbruch führen kann.

Der Schlüssel zur Lösung dieser Schwierigkeiten liegt im Sprechen miteinander und dem gegenseitigen Zuhören. Selbst wenn Versöhnung manchmal nicht möglich ist, so ist es in vielen Fällen möglich, einen Frieden zu machen mit Aspekten, die zumeist ohnehin nicht mehr aktuell sind und in der Vergangenheit liegen.

In der Familientherapie bieten wir hierzu strukturierte Interviews auch in Einzelgesprächen und moderierte Gespräche in der jeweiligen Familienkonstellation an.

Mit Gesprächsübungen und Analysen des Familiensystems lernen sich Familienmitglieder, die inzwischen alle erwachsen sind, auch oft neu kennen.

Gerade in konflikthaften Familiensystemen ist es wichtig, eine neue Perspektive entwickeln zu können, wenn das Familienleben aktiv und auch auf Augenhöhe sein soll.


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